Ausflug zu den Atlantik-Inseln

Die Ile d' Ouessant

Seit ewigen Seefahrerzeiten gilt der Spruch: „qui voit Ouessant, voit son sang“, was heißt: Wer Ouessant sieht, sieht seinem Blut, also seinem Ende, entgegen.

Die Île d'Ouessant ist die abgelegenste und wildeste der französischen Atlantikinseln, sie ist von tückischen Meeresgräben umschlossen. Die Schiffe, die sich aus östlicher Richtung heranwagen, müssen die berüchtigte fünfzig Meter tiefe Fahrrinne „Passage du Fromveur“ durchqueren, in der die gewaltigste Gezeitenströmung Europas das Wasser aufpeitscht.

Inmitten des tosenden Atlantik wirkt die an ihren äußersten Enden acht Kilometer lange und vier Kilometer breite Insel, deren bretonischer Name „Enez Eusa“ ist, wie eine in den Fluten verankerte Granitfestung.

Ihre türkisfarbenen Buchten, der gelbe Stechginster, das Heidekraut,die Farne und der weiche Rasen, auf dem die bekannten hauptsächlich schwarzen kleinen Schafe weiden, erinnern an das wilde grüne Irland .

Es gibt nur wenige, meist schiefgewachsene Bäume hier, sie werden von den Orkanböen „kleingehalten“. Obwohl die Vegetation recht karg ist, bietet sie unzähligen Seevögeln Schutz.

Hier befindet sich das einzige Vogelkundezentrum Frankreichs, das ganzjährig Beobachtungs- und Forschungsmöglichkeiten bietet.

Der Hauptort heißt Lapaul. Um die Kirche liegen der Friedhof und in den gewundenen Gassen einige Kneipen.

Die Häuser liegen weit verstreut, man sieht viele mit Hortensien bepflanzten Gärtchen, die mit Bojen und allerhand Bootsutensilien und Strandgut dekoriert sind.

Einst galt Ouessant als autarke "Insel der Frauen" , weil die Männer, die sich bei der Handelsmarine, den Kap-Horn-Fregatten oder den Kabeljaufängern verdingt hatten, monate- und jahrelang nicht oder niemals nach Hause zurückkehrten.

Meist kam die Kunde von den Schiffsunglücken und dem Tod der Männer erst nach Monaten auf die Insel und gab Anlaß zur „proella“ ,einem makabren Brauch, bei dem der Frau oder der Mutter des Verstorbenen nächtens von einem Verwandten eine kleine Wachsfigur überbracht wurde, die den Verstorbenen darstellen sollte.

In zwei typischen Häusern aus dem 18. und 19.Jahrhundert, die als Museum eingerichtet sind, zeigen Mobiliar und Hausrat die Kargheit der damaligen Lebensweise auf. Die Möbel wurden aus mehrfarbigem Wrackholz zusammengezimmert. Das Getreide, das von den Frauen auf den Feldern geerntet und in inseleigenen Windmühlen gemahlen wurde, lagerte in Truhen unter dem Bett. Geheizt wurde mit getrocknetem Kuhdung und Algen.

Heute zählt Ouessant ca. 1000 Dauerbewohner, 1000 Schafe, 500 Fahrzeuge, eine staatliche und eine private katholische Schule, einen Arzt sowie einen Gendarmerieposten, der allerdings nur in der Saison besetzt ist.

Die touristische Infrastruktur ist bescheiden, sie besteht aus vier einfachen Hotels, einigen Zimmern, einem winzigen Campingplatz, ein paar Crêperies und Restaurants, einer Tauchschule, einem Segelclub und einer kleinen Pferdefarm. Die Insel Ouessant zählt nur noch fünf Fischer, die Schafzucht wird hauptsächlich für den Eigenbedarf betrieben..

Spannendes über die Geschichte von Leuchttürmen, Signaltonnen, Baken und Bojen vermittelt ein Museum, das sich am Fuße des 55 Meter hohen, schwarzweiß gestreiften Phare du Créac'h befindet. Mittlerweile vollautomatisiert, ist der 1862 konstruierte Créac'h der stärkste Leuchtturm Europas. Sein Lichtstrahl ist mehr als fünfzig Kilometer weit zu sehen.

Wer nachts über die Inselpfade wandert, sieht in kurzen Abständen weiße, rote und grüne Positionslichter aufblinken. Auf See selbst gibt es die Türme Kéréon, La Jument, Men-Korn und Nividig, welche die riffgespickte Kanaleinfahrt erhellen.

Die Ile de Sein

Diese Insel scheint jenseits der Welt, jenseits der Zeit . Seit der vorhistorischen Zeit leben hier schon Menschen fern der Welt in der schroffen Natur, umringt von Klippen und dem zuweilen tosenden Atlantik. Sie war der letzte Zufluchtsort der Druiden in der Bretagne.

Die Insel liegt am Eingang der Manche, auf einer wichtigen Seestraße und ihre Bewohner sind seit jeher als Retter von Schiffbrüchigen bekannt. Die Leuchttürme von Sein und Ar-Men weisen den Seemännern den richtigen Weg.

Im Gegensatz zur schroffen Natur sind die Menschen der Insel von großer Großzügigeit und Solidarität. Im Jahre 1796 wurden hier 700 Schiffbrüchige aufgenommen.

Eindrucksvoll und tapfer waren auch die 150 Männer, die im Jahr 1940 nach dem berühmten Appell von Géneral de Gaulle mit ihren Schiffen ablegten und sich den Streitkräften des Freien Frankreich anschlossen. Sie alleine machten ein Viertel der Force Navales Françaises libres aus. Die Ile de Sein erhielt am Ende des Zweiten Weltkrieges als eine von fünf Städten von Géneral de Gaulles die Auszeichnung „Compagnon de la Libération“.


Wenn man mit dem Boot "Quaides Paimpolais", einen der beiden kleinen Häfen der Insel erreicht, erwartet den Besucher eine kleine Hafenpromenade mit wenigen Lokalen und einem kleinen Supermarkt. Ein Spaziergang durch das Dorf lohnt sich. Zum Schutz vor dem Wind wurden die Häuser ganz eng aneinander gebaut. In der Nachmittagssonne kann man in den engen Gassen, die mit Blumen und Sträuchern verziert sind, schöne Lichtspiele beobachten.

Am "Quai des Francais libre", dem eigentlichen Fischerhafen findet man denn auch einige Cafes, die zumeist schon morgens mit Einheimischen gefüllt sind. Die etwa 2 km lange und 40 m bis 800 m breite Insel kann auf einem kleinen Wanderweg sehr schnell umrundet werden.  Der Weg beginnt im Dorf am Quai des Paimpolais vorbei an der Eglise Saint-Guénolé. Auf kargem flachen Land mit viel Gestrüpp erreicht man den Leuchtturm. Bei guter Sicht kann man den sich westlich vor der Insel befindlichen Leuchtturm "Ar-Men" noch sehen. Der höchste Punkt der Insel befindet sich nur 1,5 Meter über der Flutmarke.


Die Insel und Ihre Umgebung sind inzwischen ein Naturpark, nicht zuletzt auf Grund der hier brütenden Seevögel.

Noch einige Infos:  Fährverbindungen Maritime PENN AR BED
Von Audierne, Brest, Camaret und Le Conquet kann man zur "Ile de Ouessant", "lle de Sein" und zur "lle de Molene" hinübersetzten. Unterwegs und auf den Inseln gibt es eine Menge Leuchttürme zu sehen.

Die Ile Molène

Das Archipel von Molène besteht aus einer Hauptinsel, die nur 1 km lang, ca. 900m breit und 26m hoch ist und einer Kette von kleinen Inselchen . Molène besitzt einen natürlichen Hafen, der schon früher das Fischen als Haupttätigkeit der Insel ermöglicht hat. In Zukunft wird es vielleicht der Natur- und Pflanzenschutz sein, der die Einwohner ernährt, da  das Archipel von der UNESCO zum See-Biospärenreservat erklärt wurde. Auf der “großen Insel”, die als einzige des Archipels bewohnt ist, leben heute ganzjährig nicht einmal mehr 300 Menschen. Die meisten verlassen die Insel im Herbst, und die wenigen, die bleiben, müssen mit dem Postboot versorgt werden.

Es gibt hier keine Autos, das ist auch nicht notwendig, denn in weniger als einer Stunde schafft man es, die Insel zu Fuß zu durchlaufen. Die Insel ist ein richtiges kleines Paradies, obwohl hier kein Baum wächst. Diese Tatsache brachte ihr den Beinamen „kahle Insel“ ein. Es ist aber die außergewöhnliche Fauna, die die Insel sehenswert macht, die Ruhe, mit der man Meeressäugetiere und viele Vogelarten beobachten kann. Man hat das Gefühl hier ist die Zeit stehengeblieben. Übrigens haben die Einwohner noch bis 1976 nach der Sonnenzeit gelebt! Heute noch ist es möglich auf störrische Verfechter zu treffen, die allen Widerständen zum Trotz an der alten Tradition festhalten.

Um die Inselgruppe bilden sich in bestimmten Passagen gewaltige Strömungen, die die Schifffahrt selbst in Abwesenheit von Klippen ganz besonders gefährlich machen. Dies ist der Fall der Fahrrinne “Fromveur” (großer Sturzbach) die sehr tief ist und in der die Wassergeschwindigkeit  16 km/h erreichen kann, womit sie Europa's schnellste ist.

Ein Museum auf Molène schildert den Schiffsbruch des britischen Passagierschiffs “Drummond Castle”, in 1896, vor den Küsten der Insel. Um den Rettern für ihre Hingabe zu danken, hat die Königin Viktoria den Inselbewohnern eine Zisterne für den Regenwasser-Auffang geschenkt .

Heute wird die Insel regelmäßig von Fähren angefahren, die von Brest, Camaret-sur-Mer oder von Le Conquet aus starten.